6 Fragen an Olga Feldmeier, Mitgründerin der Investementplattform Smart Valor

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Cointelegraph auf Deutsch stellt den wichtigsten Köpfen aus der DACH-Region sechs Fragen über die Krypto- und Blockchain-Branche und weicht zwischendurch vom Thema ab.

In dieser Woche gehen unsere Fragen an Olga Feldmeier, die ihre in Zug beheimatete Investmentplattform Smart Valor 2017 mitgründete und dort nun CEO ist. Zuvor arbeitete die gebürtige Ukrainerin als Schweiz-Chefin für Xapo, einen der größten Bitcoin-Verwahrer, und war als Executive Director bei der UBS im Wealth Management tätig.

Feldmeier gehört zu den Pionieren der Schweizer Kryptoszene und spricht regelmäßig auf den wichtigsten Konferenzen der Welt. 

Cointelegraph auf Deutsch: Wann sind Sie auf die Idee gekommen, dass Blockchain nicht nur ein Modetrend ist?

Olga Feldmeier: In meiner ersten Karrierephase war ich als Strategieberater bei der Boston Consulting Group im Bereich Financial Institutions tätig. Dort habe ich an interessanten Strategie- und Forschungsprojekten gearbeitet. Eines davon war eine Studie über die Zukunft des Privatkundengeschäfts. Ich habe mich damals sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und die Reden für die Vorstände der deutschen Banken dazu geschrieben. Aber für mich persönlich habe ich da nichts Aufregendes gefunden. Nichts Großes, nichts Bahnbrechendes.

Ein paar Jahre später, etwa 2012, habe ich dann angefangen, viel über Bitcoin zu lesen. Ich war fasziniert von dem Konzept der ersten postnationalen Währung. Nach den Strapazen der extremen Armut durch die Hyperinflation in der Ukraine, die in den 90er Jahren bei 10.000 Prozent über 5 Jahre andauerte, war es für mich klar, dass Bitcoin (BTC) ein Wendepunkt in der Geschichte des Geldes und der Finanzen ist. Als also im Frühjahr 2013 Europa im Schatten des griechischen Staatsbankrotts stand und die zypriotischen Banken zu schließen begannen, sah ich, wie sich der Bitcoin-Kurs innerhalb weniger Monate von 30 auf 60 US-Dollar verdoppelte. Das war das erste Mal, dass ich bemerkte, dass der Kurs dieses neuen digitalen Vermögenswerts mit den Ereignissen in der Realwirtschaft korrelierte. Das war der Moment, auf den ich gewartet hatte. Damals habe ich meine erste Investition in Bitcoin getätigt.

CT: Welche Menschen aus der Blockchain-Branche inspirieren Sie?

Olga Feldmeier: Für mich ist das die erste Welle von Krypto-Unternehmern. 2015 habe ich Banking endgültig verlassen und arbeitete als Commercial Managing Partner bei Xapo. Das war eines der besten Krypto-Unternehmen im Silicon Valley, dessen Gründer Wences Casares die große Inspiration für mich war und ist. Nicht nur, weil der legendären Argentinier bereits 2013 einen der ersten Bitcoin-Verwahrer gründete und VCs (Risikokapitalgeber) als Patient 0 im Silicon Valley davon überzeugte, in Bitcoin einzusteigen, sondern auch, weil Casares eine sehr starke und charismatische Persönlichkeit ist. In den Jahren, in denen ich mit ihm zusammenarbeiteten konnte, habe ich viel gelernt. 

Neben Xapo gab es damals eine Handvoll Bitcoin-Firmen, darunter BitGo, Coinbase, Paxos, Pantera. Die Gründer dieser Firmen – Mike Belshe, Brian Armstrong, Charles Cascarilla und Dan Morehead – habe ich damals alle kennengelernt. Bis heute sind sie für mich die interessantesten Gesprächspartner und Menschen, deren Meinung ich respektiere.

CT: Was war die schwierigste Herausforderung, die Sie bisher in unserer Branche bewältigt haben?

Olga Feldmeier: Das war Fundraising mitten im Krypto-Winter. Nach dem durchschlagenden Erfolg von Xapo, dem ersten Bitcoin-Verwahrer in der Schweiz, wusste ich, dass die Zeit zum Gründen gekommen war. So wurde unsere Investmentplattform Smart Valor 2017 geboren. Die ursprüngliche Idee war eine dezentralisierte Kryptobörse (DEX) für tokenisierte Vermögenswerte. Aber wir waren viel zu früh dran, und darüber hinaus hat der Krypto-Winter gleich im nächsten Jahr zugeschlagen. Als ich versucht hatte, Investoren von der Tokenisierung von Sachwerten und T+0 Settlement* zu überzeugen, hat mich damals kaum jemand verstanden. 

Es war wirklich hart, dutzende Absagen zu bekommen. Aber einige visionäre Investoren wie Stéphane Pictet, Daniel Gutenberg, Cyrill Osterwalder und Matthias Roszak haben in meinen Pitches etwas gesehen und ich konnte eine Finanzierungsrunde in Höhe von 3 Millionen Schweizer Franken abschließen.

CT: Wie reagieren die Leute, wenn Sie ihnen erzählen, dass sie in der Blockchain-Branche tätig sind?

Olga Feldmeier: Lange Zeit wussten die meisten Leute gar nicht, was die Blockchain ist, deswegen habe ich einfach gesagt, ich sei Fintech-Gründerin. Inzwischen ist das besser geworden: Viele Menschen aus der Finanzbranche begegnen der Blockchain- und Krypto-Branche nun mit Respekt und manchmal sogar mit Bewunderung. Vereinzelt trifft man noch Leute, die denken, Krypto sei irgendein Wettgeschäft oder ein Online-Casino. Aber solche Fälle passieren immer weniger.

CT: Ihre Einschätzung: Wann wird die Schweizer Regierung Kryptowährungen als gesetzliches Zahlungsmittel akzeptieren?

Olga Feldmeier: Ich würde so weit gehen zu behaupten, dass dies bereits geschehen ist. Ohne großes Aufsehen und nicht hundertprozentig, aber im Wesentlichen. Im Kanton Zug kann man Steuern mit Krypto bezahlen, an jedem Billettautomaten der Schweizer Bahn ist es möglich, Tickets mit Bitcoin zu kaufen. Dass Kryptowährungen offiziell als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt werden – das könnte in den nächsten 5 Jahren passieren. Aber das muss man eher als gute PR-Kampagne für das Innovationsland betrachten, da die Schweiz keine alternative Währung bzw. Bitcoin nicht als gesetzliches Zahlungsmittel braucht. Die Schweiz hat mit dem Schweizer Franken eine der stabilsten Währungen der Welt: zum Beispiel, in den letzten 100 Jahren hat der US-Dollar 95 Prozent seines Wertes gegenüber dem Schweizer Franken verloren. 

Kryptowährungen sind viel wichtiger und bedeutender für Entwicklungsländer mit einem schwachen Währungssystem.

CT: Was wünschen Sie der jungen und ambitionierten Blockchain-Community?

Olga Feldmeier: Ich würde angehenden Unternehmern oder jungen Menschen, die eine Firma gründen wollen, zu mehr Geduld und besserer Vorbereitung raten. Man ist oft geprägt von der Silicon-Valley-Mentalität „Break it, fail fast and try again“ (deutsch: „Neu machen, schnell scheitern und dann nochmal versuchen“), aber das gilt hier in Europa nicht. Als ich damals die Absagen der VCs gesammelt habe, wurde mir klar, was sie suchen: Serienunternehmer. Sie wollten wissen, ob wir das, was wir versprechen, durchziehen können. Und das erkennen Investoren nur daran, dass du es schon mal gemacht hast – auch wenn in kleinerem Maßstab. 

Aber dieses „Schon mal gemacht“ muss nicht immer ein eigenes Startup bedeuten. Zeigen Sie, dass Sie bei der Gründung eines anderen Startups eine entscheidende Rolle gespielt haben, dass Sie das Unternehmen maßgeblich vorangebracht haben. Das allein reicht als Track-Record**. Das heißt, arbeiten Sie woanders, bevor Sie selbst etwas gründen. Lernen Sie, sammeln Sie Erfahrung, anstatt Ihre Chancen mit einem verfrühten eigenen Startup zu verspielen. Ideen und Marktchancen wird es immer geben, aber Sie werden besser in der Lage sein, sie zum Erfolg zu führen.

* T+0 (Transaktion plus 0 Tage) – In der Finanzabwicklung die Fähigkeit, eine Aktientransaktion am selben Tag abzuschließen, an dem sie getätigt wurde, was Abrechnung, Zahlung und Eigentumsübergang umfasst. 

** Ein Track-Record ist eine individuelle Referenzliste über Erfolge von Investitionen.


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