6 Fragen an den Mitbegründer und Chef der Bison-App Ulli Spankowski

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Cointelegraph auf Deutsch stellt den wichtigsten Köpfen aus der DACH-Region sechs Fragen über die Krypto- und Blockchain-Branche und weicht zwischendurch vom Thema ab.

In dieser Woche gehen unsere Fragen an Ulli Spankowski, den Mitgründer und CEO der App Bison, die Privatanlegern Handel mit Kryptowährungen anbietet. Spankowski hat zuerst die Bison-App in die Gruppe Börse Stuttgart erfolgreich intergriert und ist zudem zu dem Digitalstrategen der zweitgrößten Börse Deutschlands geworden. Als erklärter Krypto-Enthusiast verfolgt er die Mission, die traditionellen Finanzen mit der tokenisierten Welt zu verbinden.

1. Wissen Sie noch, was Sie werden wollten, als Sie klein waren?

Ulli Spankowski: Als Kind wollte ich Polizist werden. Der Gedanke hat mich auch als Jugendlicher nicht losgelassen. Ich habe dann sogar mal ein Praktikum bei der Polizei gemacht und war mir eigentlich recht sicher, dass ich diesen Karriereweg einschlagen werde. Insbesondere hatten mich aber nicht Mord und Totschlag interessiert, sondern die Bereiche Wirtschaftskriminalität und Cyber Crime. Leider oder zum Glück ist aus dem Traum nichts geworden. Meine Farbblindheit im rot-grün Bereich ist bei der Polizei ein Ausschlusskriterium. Umso größer war meine Freude, als ich – dann schon während meiner Tätigkeit bei Bison – im Rahmen eines Cyber-Crime Events einen Vortrag zum Thema “Geldwäscheprävention und Kryptowährungen” beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg halten durfte.

2. Halten Sie Bitcoin für ein Zahlungsmittel oder ein Wertaufbewahrungsmittel? Oder für beides bzw.  keines davon?

Ulli Spankowski: Ich halte Bitcoin insbesondere für ein Wertaufbewahrungsmittel und Spekulationsobjekt. Ich glaube langfristig an den Erfolg von Kryptowährungen und digitalen Assets. In unseren Breitengraden empfinde ich Bitcoin eher nicht als Währung, zumal sich Bitcoin als Zahlungsmittel in der EU und in den USA zu volatil im Vergleich zu den Fiat-Währungen verhält. Bitcoin könnte in anderen Ländern der Welt – mit instabileren Fiat-Währungen – als Zahlungsmittel eingesetzt werden. Es diskutieren ja auch viele Länder, ob sie dem Beispiel von El Salvador folgen. 

3. Ist es wichtig, ob wir jemals herausfinden, wer Satoshi wirklich ist oder war?

Ulli Spankowski: Aus meiner Sicht nur aus einem Grund: Die Menschheit sollte sich für die Entwicklung und all jenem, das darauf aufbaubar ist, bedanken. Satoshi hat eine Technologie entwickelt, die unsere Zukunft verändern wird und hätte dafür eine Art “Nobel-Preis” verdient. Bitcoin und die BTC-Blockchain zeigen uns einen Weg aus der supranationalen Abhängigkeit und jener von riesigen Weltkonzernen hinaus.   

4. Wenn die Welt eine neue Währung bekommt, wird sie dann von CBDCs, einer erlaubnisfreien Blockchain wie Bitcoin oder einer erlaubnispflichtigen Chain wie Diem (Libra) angeführt werden?

Ulli Spankowski: Das ist sehr schwierig zu sagen und kommt auf die Umstände an. Am Ende werden Nationalstaaten wohl kaum ihre staatliche Souveränität aufgeben. Insofern halte ich es am ehesten für wahrscheinlich, dass sich eine staatlich Lösung durchsetzt. Diese könnte vielleicht auch auf einer erlaubnisfreien Blockchain basieren. Hier will ich aber nicht zu wild spekulieren, wir werden sehen, was die Zukunft bringt. 

5. Welche Fehler (in dem Krypto-Bereich) haben sie gemacht, die Sie nie wiederholen werden?

Ulli Spankowski: Als Anleger hab ich mir immer wieder gesagt, dass ich weniger traden und mehr hodln sollte, da ich rückblickend in der langen Frist immer besser gefahren wäre, hätte ich nicht verkauft. Allerdings verhält sich nicht jede Krise bzw. jeder Krypto-Winter gleich und risk-adjusted Performance zu absoluter Performance ist eben dann relevant, wenn man sein eingesetztes Kapital zu einem bestimmten Zeitpunkt X für etwas anderes einsetzen möchte. Insofern weiß ich nicht, ob ich diesen Fehler gegebenenfalls nicht doch nochmal machen werde. Was ich auf alle Fälle nicht mehr machen werde, ist zu lange zu warten, bis ich etwas ausprobiere. Ich bekomme über mein Netzwerk sehr viel an Innovationen mit, war aber in der Vergangenheit immer etwas zögerlich, es selbst zu testen. Bitcoin lernte ich aus meiner Sicht erst viel zu spät richtig kennen, obwohl ich davor schon die Möglichkeit gehabt hätte, zu kaufen.

Als Unternehmer und Startup-Gründer habe ich vor allem zwei Dinge gelernt: Erstens werde ich nie wieder die Zeitkomponente im B2B-Business unterschätzen. Die Adaptionszyklen dauern einfach viel länger als im B2C-Bereich. Zweitens werde ich beim Thema Produktentwicklung nicht mehr von mir direkt auf Kunden schließen. Genau dafür gibt es ausgeklügelte Methoden der Produktentwicklung, insbesondere wichtig ist hier eine ausführliche Marktforschung. Allerdings muss ich schon sagen, dass ich bei Bison ein ziemlich gutes Bauchgefühl hatte, das mich nicht enttäuscht hat.

6. Was ist der interessanteste Ort, den Sie je besucht haben?

Ulli Spankowski: Der beeindruckendste Ort, den ich jemals besucht habe, ist das historische Gebäude der “Monte dei Paschi di Siena” in der südlichen Toskana – kurz MPS. Sie gilt als die älteste noch existierende Bank der Welt. Geschichte fasziniert mich und dieser Ort ist voller Geschichte rund um die Entwicklung des Geldes und weiteren Geldgeschichten, beispielsweise rund um einen Papst aus einem früheren Jahrhundert, dem das Geld ausging und er einen Kredit brauchte. Der Schuldschein befindet sich in einer Vitrine des geschichtsträchtigen Gebäudes. 

Um hier den Bogen vom traditionellen Finanzbereich zu Decentralized Finance (DeFi) und Kryptowährungen zu spannen: Ich bin überzeugt davon, dass wir viel aus der Vergangenheit lernen können. Darum ist es manchmal wichtig sich genau damit zu beschäftigen, welche Historie im Finanzbereich bereits hinter uns liegt. 


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